Familienaufstellungen…

….Was ist das eigentlich?

Die Aufstellungsarbeit ist eine Methode aus der Systemischen Therapie, bei der Personen stellvertretend für Familienmitglieder im Raum positioniert und miteinander in Beziehung gesetzt werden. Dadurch werden Beziehungsgeflechte oder Familienverstrickungen sichtbar. Ziel der Aufstellungsarbeit ist häufig die Klärung der Beziehung mit sich selbst, der eigenen Lebensgeschichte, den Mitmenschen und der Gottesbeziehung. Durch diese Methode können z.B. Gefühle erlebt werden, zu denen der Aufsteller (Klient) keinen Zugang mehr hat und es können Erlebnisse wach werden, die nicht im direkten Bewusstsein gespeichert waren. Die Aufstellung kann helfen, Klarheit über Muster innerhalb der Familie zu gewinnen, und über die Auswirkungen, die diese Muster aufs eigene Leben oder das Leben ihrer Kinder haben. Der Blick von außen auf leidvolle Erfahrungen, Tabu-Themen oder Glaubenssätze innerhalb der Familie kann dazu beitragen, selbst wieder in Balance zu kommen. Durch die gewonnene Klarheit oder der betrauerte Schmerz kann man neue Kraft erhalten für einen nächsten Schritt.  

In der Familienaufstellung wird in der Regel zuerst die Herkunftsfamilie mit den Eltern, Geschwistern, Großeltern und evtl. auch den Urgroßeltern betrachtet. In weiteren Prozessen, kann dann die aktuelle Familie oder auch Symptome gestellt werden. Je nach Größe und Komplexität ist eine Erstaufstellung ein Beginn, dem weitere Aufstellungen folgen können.  Es können auch Organisationen und Systeme aufgestellt werden.

Theorie und Methodik der Familienaufstellung gehen zurück auf die Mehrgenerationen-Perspektive der Familientherapie.

Bei einer Familienaufstellung geht es um Verhaltensmuster und Verhaltensweisen, die wir von unseren Eltern oder unserer prägenden Umgebung übernommen haben, und die unser Leben auf allen Ebenen (Liebesbeziehung, Beruf, Gesundheit) negativ oder positiv beeinflusst. Auch Gefühle und oft unerklärliche Handlungen im Alltag haben ihre Wurzeln in der Herkunftsfamilie.

Familienaufstellung 2021 Herrnhut

Für wen ist so etwas sinnvoll?

Eine Familienaufstellung ist kein Allheilmittel und ist keine Therapie. Sie kann aber sehr hilfreich sein und Aufschluss geben um Probleme anzuschauen, die vermutlich einen familiären Hintergrund haben. Es ist sinnvoll mit einer konkreten Frage, oder einem Anliegen in eine Familienaufstellung zu gehen. Fragestellungen oder Gründe für eine Aufstellung sind beispielsweise:

  • Unerklärliche, immer wiederkehrende Belastungen, Krisen, Trennung oder Scheitern von Lebensplänen

  • Vermutete Blockaden durch Glaubenssätze, die im Familiensystem gelten (z.B. Wir brauchen niemand! Wie es dir wirklich geht, geht niemand etwas an.)

  • Starke Schuldgefühle, Verpflichtungen oder Gewissensbisse, die nicht erklärbar sind.

  • Konflikte, Vermeidung von Kontakt mit Familienmitgliedern

  • Die Vermutung, bestimmte Krankheiten könnten mit der Familie zu tun haben

  • Selbstwertprobleme

  • Etc.

Was ist zu bedenken vor einer Familien­aufstellung?

  • Eine Aufstellung kann sehr in die Tiefe gehen und lang verschüttete Gefühle wieder an die Oberfläche bringen. Sie kann also sehr emotional und aufwühlend sein, nicht nur für die Aufsteller, sondern auch für die Stellvertreter. Diese Form der Auseinandersetzung mit der eigenen Familie, oft verbunden mit Schmerz, Leid, Trauer oder Wut. Bei sehr schmerzlichen Themen kann die Aufstellung zusätzlich belastend sein und es muss gut überlegt werden, ob jetzt der richtige Zeitpunkt dafür ist.

  • Für Aufstellungen braucht man ein relativ gefestigtes Ich.

  • Bei einer akuten Psychose oder einer starken Ichstörung, ist keine Familienaufstellung möglich.

  • Bei schweren Traumata ist es eher angesagt, in Einzelsitzungen zu arbeiten.

Wie funktioniert eine Aufstellung?

  1.  Kurze Gesprächssequenz (Was ist das Anliegen? Wer gehört zum System?)

  2. Inneres Bild wird gestellt (Stellvertreter werden vom Aufsteller an ihren Platz geführt und spüren sich ein.)

  3. Stellvertreter werden nach ihren Eindrücken und Gefühlen befragt

  4. Aufsteller äußert sich zu dem Gehörten

  5. Von hier an kann der Aufstellungsprozess sehr unterschiedlich sein:  z.B.

  • der Aufsteller kann direkt ins System geholt werden

  • es kann eine zusätzliche Person hineingenommen werden

  • es kann ein Idealbild gestellt werden

  • es kann eine Arbeit mit dem inneren Kind erfolgen

  • oder etwas ganz anderes

6. Dialogarbeit

In der Dialogarbeit geht der Aufsteller in Kontakt mit einzelnen Personen im System, mit denen er etwas klären möchte. Er kann Gefühle äußern, anklagen, Situationen benennen, Verletzungen äußern, Gutes wertschätzen, Fragen stellen

Der Stellvertreter kann reagieren und Eindrücke sagen, die er spürt. Wichtig ist, soweit es möglich ist, Gespräche zu einem guten Ende zu führen, auch wenn nicht alles geklärt werden kann. Manchmal ist es ein Abschiedsprozess um loszulassen und gesunde nächste Schritte gehen zu können.

Ein Teil der Dialogarbeit besteht im Formulieren und Aussprechen von heilenden Sätzen. Hierbei können z. B. Ordnungen ausgesprochen werden und Positionen benannt werden. Z. B.: „Du bist meine Mutter und ich bin dein Sohn!“
Manche Sätze werden vom Aufstellungsleiter angeboten, andere werden individuell vom Aufsteller formuliert.

7. Nachgespräch (Wie ging es dem Aufsteller während dem Prozess? Gibt es noch etwas, das wichtig ist?)

8. Entlassen der Stellvertreter aus ihren Rollen und verabschieden mit den eigenen Namen.

 

Zeitrahmen

Meistens dauert eine Aufstellung 1,5 - 2 Stunden

Stellvertreter

Du hast Interesse als Stellvertreter dabei zu sein, dann schick mir einfach eine Nachricht über das Kontaktformular.

Beurteile nie vorschnell einen Menschen, bevor du nicht in der Aufstellungsarbeit sein Herz gesehen hast.
— Cornelia Mitarbeiterin bei einer Aufstellungswoche